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Besuch an der Krippe
von Patrick Schönbach

Heute wollen wir gemeinsam eine Geschichte genauer betrachten, die wir alle sehr gut kennen, bei der wir aber gerade deswegen sehr leicht versteckte, aber wichtige Einzelheiten, übersehen.

Morgen ist es mal wieder soweit. Überall auf der Welt wird Weihnachten gefeiert. Für die meisten geht es dabei vor allem um das Schenken und noch mehr darum, beschenkt zu werden. Und trotzdem gehört die Weihnachtsgeschichte für viele als festes Ritual dazu, auch in den Kreisen der Namenschristen. Aus diesem Grund ist die Weihnachtsgeschichte wohl mit die bekannteste Geschichte der Bibel. In dieser Tatsache der Bekanntheit verbirgt sich jedoch gleichzeitig eine Gefahr. Da wir diese Geschichte schon so oft gehört haben, glauben wir sie sozusagen in- und auswendig zu kennen, und doch gibt es in der Weihnachtsgeschichte einige durchaus wichtige Gesichtspunkte, über die man nur sehr selten etwas hört. Und genau diese Einzelheiten wollen wir heute eingehender betrachten. Normalerweise nehmen wir die Weihnachtsgeschichte als eine sehr sentimentale und gefühlsbetonte Erzählung wahr: das neugeborene Kind, der Stall, die Tiere, die Engel, die Hirten, … Und trotzdem hat uns diese Geschichte viel mehr zu sagen. Wir wollen heute nicht die ganze Weihnachtsgeschichte durchgehen, sondern ein paar verborgene, aber dennoch sehr lehrreiche Einzelheiten herausgreifen und näher betrachten. Dabei soll es uns vor allem darum gehen, was das für Leute waren, die zu Jesus in den Stall kamen, aber wir wollen uns auch fragen, welche Leute nicht zur Krippe gingen. Fangen wir bei den Hirten an:

Lk 2,8-20 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die bewachten des Nachts ihre Herde. Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll. Denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das sei für euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kindlein finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen! Und es begab sich, als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten zueinander: Lasst uns doch bis nach Bethlehem gehen und die Sache sehen, die da geschehen ist, die der Herr uns kundgetan hat! Und sie gingen eilends und fanden Maria und Joseph, dazu das Kindlein in der Krippe liegend. Nachdem sie es aber gesehen hatten, machten sie das Wort kund, das ihnen von diesem Kinde gesagt worden war. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über das, was ihnen von den Hirten gesagt wurde. Maria aber behielt alle diese Worte und überlegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.

Was waren die Hirten für Menschen?

Sicher keine sehr gebildeten und gelehrten Leute. Sie waren nicht in der Lage, die Schriften selbst zu studieren und dennoch wussten sie etwas vom Messias, dem Retter, und warteten mit großer Hoffnung und Erwartung auf Ihn. Als sie die Engel sahen, wussten sie sofort, dass nun der Messias gekommen sein musste. Was berichtet uns die Schrift? "Und sie gingen eilends..." Diese Männer wollten keine Zeit verlieren. So lange hatten sie auf den Messias gewartet, nun hatten sie die Engel gesehen und dieses Ereignis hat sie sofort überzeugt. Sie zweifelten nicht und überlegten nicht lange, sondern gingen sofort los! Ihr Handeln war nicht getrieben von Beweisen und Überlegungen, sondern ihr Glaube und ihre Sehnsucht, den Messias zu sehen und anzubeten, das war ihr Antrieb!

Betrachten wir nun die Weisen aus dem Morgenland:

Mat 2,1-12 Als nun Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande und sind gekommen, ihn anzubeten. Da das der König Herodes hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm. Und er berief alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammen und erfragte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Sie aber sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also steht geschrieben durch den Propheten: «Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird ein Herrscher hervorgehen, der mein Volk Israel weiden soll!» Da berief Herodes die Weisen heimlich und erkundigte sich bei ihnen genau nach der Zeit, wann der Stern erschienen wäre, und sandte sie nach Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet genau nach dem Kindlein. Und wenn ihr es gefunden habt, so tut mir's kund, auf dass auch ich komme und es anbete. Und als sie den König gehört, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen, ging vor ihnen her, bis er kam und über dem Orte stillstand, wo das Kindlein war. Da sie nun den Stern sahen, wurden sie sehr hoch erfreut und gingen in das Haus hinein und fanden das Kindlein samt Maria, seiner Mutter. Und sie fielen nieder, beteten es an, taten ihre Schätze auf und brachten ihm Gaben, Gold, Weihrauch und Myrrhen. Und da sie im Traum angewiesen wurden, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, entwichen sie auf einem andern Wege in ihr Land.

Wer waren diese Weisen eigentlich?

In den großen Kirchen werden sie "Könige" genannt, das waren sie aber nicht. Sie waren Sterndeuter, also sozusagen Wissenschaftler nach heutigen Begriffen. Außerdem glauben die Kirchen ja zu wissen, dass sie zu dritt waren (vermutlich weil sie drei verschiedene Geschenke mitbrachten?), doch die Bibel sagt uns nicht, wie viel Weise diese weite und beschwerliche Reise auf sich genommen haben, um den neugeborenen König der Juden zu ehren.

Woher kamen diese Männer?

Die Schrift selbst sagt uns lediglich, dass sie "aus dem Morgenland" kamen, jedoch findet man in einigen Bibelkommentaren eine Erklärung zu dieser Frage, die durchaus schlüssig ist, und die auch erklärt, woher diese Männer ihr Wissen über den Stern von Bethlehem hatten: Vermutlich kamen diese Männer aus Babylon, das im heutigen Irak liegt. Wie euch sicher bekannt ist, geriet das Volk Israel aufgrund seines Ungehorsams in die babylonische Gefangenschaft, ca. 550 vor Christus nach unserer heutigen Zeitrechnung; das Buch Daniel berichtet uns einiges über diese Zeit. Daniel waren unter anderem auch die Sterndeuter unterstellt, und so ist es sehr gut denkbar, dass Daniel, der ja sehr viele große prophetische Visionen hatte, auch das Wissen um den Stern von Bethlehem und seine Bedeutung an die Sternforscher seiner Zeit weitergab und dass dieses Wissen über Jahrhunderte hinweg überliefert wurde. Geht man von dieser Erklärung aus, ergibt sich aber noch eine weitere, sehr interessante Eigenheit: Durch die ganze Schrift hindurch zieht sich wie ein roter Faden eine Verbindung zwischen dem Gebiet, das wir heute Irak nennen, und Israel. Wir können jetzt nicht im Einzelnen darauf eingehen, denn es wäre ein Thema für viele Stunden, aber lasst mich einige Stichpunkte nennen:

Der Garten Eden lag im Gebiet des heutigen Irak, der Turmbau zu Babel, Abraham kam von dort, aus Chaldäa, durch seinen Ungehorsam musste das Volk Israel gleichsam an seinen heidnischen Ausgangspunkt zurückkehren, die babylonische Gefangenschaft, und auch in der Offenbarung nehmen die Gerichte über Babylon und über Israel einen breiten Raum ein. Babylon ist also gleichsam der Ausgangspunkt der Menschheitsgeschichte, während Israel deren Zielpunkt ist. Diese Verbindung schimmert auch hier durch.

Auch in unseren Tagen sind sowohl Israel als auch der Irak Brennpunkte der Weltgeschichte und auch die aktuelle Entwicklung im Irak wird in der Prophetie deutlich vorhergesagt. Es ist jetzt nicht die Zeit, ausführlich darauf einzugehen, aber wer sich dafür interessiert, möge in Jesaja 13 und Jeremia 50 nachlesen. Vergleicht man das dort Beschriebene mit der aktuellen Lage im Irak, ist ein solch schreckliches Ende für Babylon, wie es die Schrift prophetisch schildert, durchaus denkbar. Diese Weisen waren also Heiden, sehr gebildet, aber sie kannten nicht die prophetischen Schriften Israel. Betrachten wir genau den Verlauf der Dinge: Da die Weisen nach einem neugeborenen König suchten, fragten sie logischerweise zunächst am Königshof nach, doch da wusste man nichts darüber, im Gegenteil, man empfand diese Botschaft als Bedrohung. Jedoch wusste Herodes sofort, an wen er sich wenden musste. Er fragte bei den Schriftgelehrten nach, den Theologen der damaligen Zeit. Und tatsächlich mussten diese auch nicht lange nach einer Antwort suchen. Sofort kam ihnen die Stelle aus dem Propheten Micha in den Sinn:

Micha 5,1-3 Nun schließe deine Reihen, du Schar! Man errichtet Bollwerke gegen uns; mit der Rute wollen sie den Richter Israels auf den Backen schlagen. Und du, Bethlehem-Ephrata, du bist zwar klein, um unter den Hauptorten Judas zu sein; aber aus dir soll mir hervorgehen, der Herrscher über Israel werden soll, dessen Ursprung von Anfang, von Ewigkeit her gewesen ist. Darum gibt er sie hin bis zu der Zeit, da die, so gebären soll, wird geboren haben und der Überrest seiner Brüder zu den Kindern Israel zurückkehren wird.

Und wie wir wissen, gibt es noch viele weitere Prophetien im Alten Testament, die sich direkt auf die Ankunft des Messias beziehen. Diese Stellen waren den Schriftgelehrten alle bestens bekannt. Doch was tun sie? Sie geben ihr Kopfwissen bereitwillig weiter, doch dabei bleibt es! Sie haben kein Verlangen danach, sofort zu dem Messias zu gehen, auf den die Juden so viele Jahrhunderte gewartet haben, um ihn zu ehren und anzubeten! Sie, die Schriftgelehrten, die es am besten hätten wissen müssen, weil sie sich am besten in den Schriften auskannten, hatten kein wirkliches Interesse an dem Wunderbaren, was soeben gleichsam direkt vor ihren Augen geschehen war. Erinnert uns das nicht schmerzlich an die Zustände in den Kreisen der Theologen heute? Herodes hingegen wollte hingehen zu Jesus, aber nicht um ihn anzubeten, sondern um einen Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen! Wie viele Menschen heutzutage sehen ebenfalls in Jesus Christus einen Stein des Anstoßes, anstatt ihn als einzigen Weg zu unserer Errettung anzuerkennen?

Betrachten wir nun, was die Weisen tun: Sie folgen einerseits, dem ihnen bekannten Stern und nutzen andererseits die Information, die sie von den Schriftgelehrten erhalten haben, nämlich, dass der Christus in Bethlehem in Judäa zur Welt kommen soll. Doch dann stehen sie vor einem Problem: Der Stern macht über einem Stall halt.

Wie hätten wir reagiert?

Wären wir wirklich hineingegangen?

Oder hätten wir nicht unsere Logik benutzt und uns gesagt, dass da ganz bestimmt irgendetwas nicht stimmen kann, weil ein so besonderer König, der sogar durch einen für alle sichtbaren Stern angekündigt wird, sicherlich nicht in so einem erbärmlichen Stall geboren wird?

Die Weisen gingen hinein, beteten den Messias an und ihre drei Geschenke weisen auf das ganze Leben Jesu voraus: Gold als Zeichen der Herrlichkeit, Weihrauch als Zeichen der Anbetung und die bittere Myrrhe ist ein Sinnbild für die Leiden. Bedenken wir einmal, wie viel Menschen den Stern gesehen haben, und wie wenige von der Ankunft des Messias überhaupt Notiz nahmen. Die Einzigen, die kamen, waren einfache Menschen, die Hirten, und Ausländer, die eigentlich gar nicht auf den Messias warteten, aber dennoch glaubten und die große Bedeutung dieses Ereignisses erkannten.

Was bedeutet dies alles nun für uns?

Zunächst einmal lasst uns einander immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass das reine Wissen um biblische Wahrheiten nichts nützt:

1.Kor 8,1-3 Betreffs der Götzenopfer aber wissen wir, da wir alle Erkenntnis haben; die Erkenntnis bläht auf, aber die Liebe erbaut. Wenn aber jemand meint, etwas erkannt zu haben, der hat noch nicht erkannt, wie man erkennen soll; wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt

Was hier im Zusammenhang mit dem Essen von Götzenopferfleisch gesagt wird, gilt auch für alle anderen Bereiche. Theoretisches Wissen allein bringt uns gar nichts. Wir sollen nicht ein theoretisches Licht für den Herrn sein, sondern ein ganz praktisches! Lasst uns deshalb zu denen gehören, die zu Jesus in den Stall gehen ohne Zögern, auch wenn es unserer menschlichen Logik unmöglich erscheint, dass hier der Messias geboren wurde.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest, bei dem es um viel mehr geht als um Geschenke. Lasst uns dabei auch immer wieder daran denken, dass der Herr ganz bald wiederkommt und lasst uns allezeit bereit sein, mit Ihm zu gehen an den Ort, wo es keinen Schmerz und keine Tränen mehr geben wird. Möge der Herr uns alle segnen. In Ihm verbunden,

euer Patrick